ROUNDUP/Milliardenauftrag: AT&T gibt Ericsson den Vorzug vor Nokia
DALLAS/STOCKHOLM (dpa-AFX) - Der Netzwerkausrüster Ericsson
Das Ericsson-Papier zog um bis zu knapp zehn Prozent an, zuletzt waren es noch plus 3,3 Prozent. Für Nokia ging es am Ende des EuroStoxx 50 um 9,6 Prozent abwärts. Die Finnen haben in diesem Jahr einen schweren Stand an der Börse. Mit einem Verlust von rund einem Drittel seit Jahresbeginn ist Nokia der größte Verlierer im Eurozonen-Leitindex - während der Wert mit lediglich knapp 15 Milliarden Euro Marktkapitalisierung ein Leichtgewicht ist. Ericsson-Papiere kommen derweil auf eine Jahresbilanz von rund acht Prozent Minus und einem Börsenwert von umgerechnet 16,5 Milliarden Euro.
Das Volumen des Auftrags für Ericsson bezifferten die Konzerne in einer gemeinsamen Mitteilung vom Montag auf 14 Milliarden Dollar (12,9 Mrd Euro). Die Laufzeit der strategischen Vereinbarung wurde mit fünf Jahren angegeben. Vorgesehen ist der Aufbau eines cloudbasierten 5G-Netzes mit einer offenen Architektur (sogenanntes OpenRAN). Dadurch solle es Entwicklern ermöglicht werden, bei der Lieferung von Komponenten zu konkurrieren, hieß es in der Mitteilung weiter.
Die meisten Netze heutzutage basieren hingegen auf einer Beziehung mit einem einzigen Hersteller. AT&T ist nach der Deutschen-Telekom-Tochter
Für Ericsson ist der Auftrag ein bedeutender Schritt, um seine Verbindungen zu AT&T weiter auszubauen. Bereits jetzt stehen die Schweden für rund zwei Drittel des Netzes der Amerikaner. Das andere Drittel entfällt auf Nokia.
Für die Finnen ist der Sieg des Konkurrenten ein weiterer schwerer Schlag: Laut Konzernangaben dürfte AT&T in diesem Jahr für fünf bis acht Prozent des Nettoumsatzes im Netzwerkgeschäft stehen. Die erwarteten Umsatzeinbußen dürften aber zum Teil durch die bereits verkündeten Sparmaßnahmen abgefedert werden, teilte Nokia weiter mit.
Wegen der Probleme in seinem Geschäft mit 5G-Infrastruktur hatte Nokia bereits im Oktober den Abbau von bis zu 14 000 Stellen verkündet, was in etwa 15 Prozent entspräche. Nokia erwartet nun zwar, dass das Netzwerkgeschäft in den kommenden Jahren profitabel bleiben wird. Der Zeitplan für das Erreichen einer zweistelligen operativen Marge werde sich aber um bis zu zwei Jahre verzögern, hieß es vom Konzern weiter.
Zuvor hatte die Nokia-Führung noch für 2026 eine Marge von mindestens 14 Prozent in Aussicht gestellt. Um dieses Ziel zu erreichen, hatte der Konzern aus dem finnischen Espoo vor rund eineinhalb Monaten ein Sparprogramm aufgelegt. Bis zu 1,2 Milliarden Euro will das Management um Nokia-Chef Pekka Lundmark demzufolge weniger ausgeben, auch mit dem Stellenabbau.
Auch die Aussichten für das laufende Jahr hatten sich bereits vor Wochen für Nokia wegen ausgebliebener Geschäfte weiter eingetrübt: Der Konzern hatte deshalb parallel zur Veröffentlichung seiner Kostensenkungspläne seine Umsatzerwartungen für 2023 gesenkt.
Aber auch für Konkurrent Ericsson lief es bislang nicht gerade rosig: Für das dritte Quartal hatten die Schweden einen Milliardenverlust gemeldet. Konzernchef Börje Ekholm hatte seinerzeit von einer anhaltenden Investitionszurückhaltung von Kunden im Netzwerkgeschäft berichtet und kaum Auftrieb für das Schlussquartal erwartet. Vor diesem Hintergrund ist der AT&T-Auftrag entsprechend wichtig./tav/mis/ngu