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ROUNDUP 2: RWE rechnet mit geringeren Investitionen - Aktienrückkauf begeistert


(neu: Aussagen von Finanzvorstand aus Pressekonferenz, Aktienkurs)

ESSEN (dpa-AFX) - Die sich verändernde politische Landschaft in den USA und wohl auch in Deutschland stimmt den Energiekonzern RWE mit Blick auf Investitionen in den Ökostromausbau vorsichtiger. Einen Teil des Kapitals will der Konzern stattdessen in den Rückkauf eigener Aktien stecken, wie er am Dienstagabend in Essen bekannt gab. Für die Gewinnentwicklung im laufenden Jahr wurde das Management zudem optimistischer. An der Börse kamen die Neuigkeiten gut an.

Die RWE-Aktie legte am Mittwoch zeitweise um fast 9 Prozent zu und erholte sich damit ein Stück weit von ihrer Schwäche in diesem Jahr. Durch den Kurssprung zur Wochenmitte schmolz der Jahresverlust der Aktie auf rund 20 Prozent zusammen. Dennoch blieb das Papier noch in der Gruppe der zehn schwächsten Dax-Werte des Jahres.

RWE will eigene Papiere im Volumen von bis zu 1,5 Milliarden Euro zurückkaufen. Das Programm soll noch im vierten Quartal 2024 starten und sich über einen Zeitraum von bis zu 18 Monaten erstrecken. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung entspricht dies rund sieben Prozent der Marktkapitalisierung in Höhe von mehr als 22 Milliarden Euro.

Branchenexperte Alberto Gandolfi von der Investmentbank Goldman Sachs bewertet den Aktienrückkauf als positiv für die Anleger. Das Programm schlage eine Brücke, bis die Gewinnentwicklung von RWE richtig durchstarten werde, schrieb er. Unter Anlegern war der Ruf nach Aktienrückkäufen zuletzt lauter geworden.

Das Rückkaufprogramm könnte auch ein erstes Zugeständnis an den aktivistischen Investor Elliott sein. Mitte vergangener Woche hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Verweis auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, dass dieser eine beträchtliche Beteiligung am deutschen Versorger aufgebaut habe und einen solchen Schritt verlange. Vor rund einem Monat soll RWE-Finanzchef Michael Müller ein Aktienrückkaufprogramm in Gesprächen mit Investoren noch abgelehnt haben.

Müller bezog sich in seiner Begründung ebenfalls auf den Kapitaleinsatz des Konzerns. Denn vor allem der Sieg von Donald Trump bei der US-Wahl vergangene Woche könnte die Pläne von RWE durchkreuzen. Die Risiken für Windprojekte auf See seien größer geworden, erklärte der Konzern. Dies betreffe auch das Windprojekt von RWE vor der Ostküste der USA, das sich aufgrund ausstehender Genehmigungen zeitlich verschieben könnte. Angesprochen auf einen möglichen Kontakt zu Elliott verwies Müller lediglich darauf, dass eine Kommunikation mit allen Investoren am Kapitalmarkt üblich sei.

Der gewählte US-Präsident Trump ist als Befürworter der herkömmlichen Energiequellen bekannt. Er hatte schon im Wahlkampf angekündigt, so viel Öl wie möglich fördern zu lassen, sollte er erneut gewählt werden. Die Förderung grüner Energien könnte unter ihm daher zurückgefahren werden.

Neben der politischen Neuordnung in den USA verwies RWE-Finanzchef Müller auch auf Europa und den Bruch der deutschen Ampel-Regierung. Er rechnet in den kommenden zwei Jahren mit Verzögerungen bei den Investitionen. RWE werde 2025 und 2026 jeweils eher 7 Milliarden Euro in den Ausbau der Erneuerbaren Energien stecken. Die mittelfristigen Ziele des Konzerns hatten bislang jährlich im Schnitt 8 Milliarden Euro vorgesehen.

Er gehe momentan nicht davon aus, dass die in den nächsten zwei Jahren fehlenden Investitionen in den Folgejahren aufgeholt werden, sagte Müller. Laut ihm dürften die Investitionen des Konzerns daher auch insgesamt niedriger ausfallen als die bis Ende 2030 veranschlagten 55 Milliarden Euro. Dem Manager zufolge hat diese Summe als strategischer Rahmen weiterhin Bestand.

Im Tagesgeschäft kommt RWE derweil ein Ende der Sonderkonjunktur zu spüren. Im Vorjahr hatten die gestiegenen Strompreise infolge des Ukraine-Kriegs bei RWE für hohe Margen gesorgt. In den ersten neun Monaten lief es nun aber besser als gedacht, und so wurde das Management um Chef Markus Krebber auch zuversichtlicher für das Gesamtjahr.

Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte sich 2024 im mittleren Bereich der Prognosespanne von 5,2 bis 5,8 Milliarden Euro bewegen, teilte der Konzern mit. Seit Anfang des Jahres war RWE nur noch von einem Ergebnis am unteren Rand der Spanne ausgegangen. Analysten hatten bisher rund 5,4 Milliarden Euro erwartet.

In den ersten neun Monaten sank das operative Ergebnis verglichen mit dem Vorjahr um fast ein Drittel auf knapp 4 Milliarden Euro. Damit lag es etwas höher, als vom Unternehmen befragte Analysten erwartet hatten. Gleiches galt für den bereinigten Gewinn: Er schrumpfte nahezu um die Hälfte auf gut 1,6 Milliarden Euro. Auch hier peilt RWE nun die Mitte der Prognosespanne von 1,9 bis 2,4 Milliarden Euro an. Experten gingen bisher von 2,1 Milliarden Euro aus.

Unter dem Strich fiel nach neun Monaten ein Gewinn für die Aktionäre von knapp 5,2 Milliarden Euro an und damit gut ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Das Nettoergebnis ist von Sondereinflüssen geprägt, etwa der Bewertung von Derivaten und dem Wegfall von Abschreibungen aus dem Vorjahr.

Getrieben wurden die Neunmonatszahlen besonders von RWEs Handel mit Energie und der Sparte mit der sogenannten flexiblen Erzeugung, in der RWE die Geschäfte mit Wasserkraft, Biomasse und Gas zusammenfasst. Wenngleich beide Segmente im Vergleich mit dem Vorjahr deutlich schwächer abschnitten, fielen ihre Ergebnisse teils deutlich besser aus als am Markt erwartet. Die Geschäfte mit Wind- und Solarenergie auf See und an Land trafen die Schätzungen hingegen nur knapp oder verfehlten sie gar./lew/he/stw/mis